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Kurze und lustige, bekannte und neue Gedichte vom und über den Herbst
Sommerende
Jetzt bist du gegangen du sonnengelbes Luder.
Lach nur nicht, der Herbst hat auch sein Bunt.
Er ist mit seiner Ernte uns ein wirklich Guter
Und seine Beeren schmecken jedem Mund.
(© Monika Minder)
Zwei bunte Blätter
Zwei bunte Blätter unterhielten sich im Wind
Sie tänzelten auf und nieder im säuselnden Wind.
Da kamen Kinder von der Wiese her
Und griffen nach dem bunten Blättermeer.
Jetzt war es aus mit Lustig
Jetzt tänzelten die Kinder putzig.
(© Monika Minder)
Die Vogelscheuche
Die Raben rufen: “Krah, krah, krah!
Wer steht denn da, wer steht denn da?
Wir fürchten uns nicht, wir fürchten uns nicht
vor dir mit deinem Brillengesicht.
Wir wissen ja ganz genau,
du bist nicht Mann, du bist nicht Frau.
Du kannst ja nicht zwei Schritte gehn
und bleibst bei Wind und Wetter stehn.
Du bist ja nur ein blosser Stock,
mit Stiefeln, Hosen, Hut und Rock.
Krah, krah, krah!”
(Christian Morgenstern 1871-1914, deutscher Dichter)
Herbstwind
Da ist er wieder,
der Wind mit seinen Liedern.
Der Blätter baumeln und fallen lässt,
wie Obst aus dem Geäst.
Manchmal pfeifft er ein süsses Liedchen,
manchmal ein trauriges.
Immer aber ein Liebesliedchen
an Fauliges.
(© Monika Minder)
Keine Blümchen blühen mehr
Keine Blümchen blühen mehr
Nur Wolken fahren schwarz daher.
Doch ein paar Sonnenblumen nicken noch auf einsamer Flur
Und singen mit dem Wind die Melodie in Dur.
(© Monika Minder)
Lustige Herbstgedichte von Wilhelm Busch
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In trauter Verborgenheit
Ade, ihr Sommertage,
Wie seid ihr so schnell enteilt,
Gar mancherlei Lust und Plage
Habt ihr uns zugeteilt.
Wohl war es ein Entzücken,
Zu wandeln im Sonnenschein,
Nur die verflixten Mücken
Mischten sich immer darein.
Und wenn wir auf Waldeswegen
Dem Sange der Vögel gelauscht,
Dann kam natürlich ein Regen
Auf uns hernieder gerauscht.
Die lustigen Sänger haben
Nach Süden sich aufgemacht,
Bei Tage krächzen die Raben,
Die Käuze schreien bei Nacht.
Was ist das für ein Gesause!
Es stürmt bereits und schneit.
Da bleiben wir zwei zu Hause
In trauter Verborgenheit.
Kein Wetter kann uns verdriessen.
Mein Liebchen, ich und du,
Wir halten uns warm und schliessen
Hübsch feste die Türen zu.
(Wilhelm Busch 1832-1908)
Die Freunde
Zwei Knaben, Fritz und Ferdinand,
Die gingen immer Hand in Hand,
Und selbst in einer Herzensfrage
Trat ihre Einigkeit zutage.
Sie liebten beide Nachbars Käthchen,
Ein blondgelocktes kleines Mädchen.
Einst sagte die verschmitzte Dirne:
Wer holt mir eine Sommerbirne,
Recht saftig, aber nicht zu klein?
Hernach soll er der Beste sein.
Der Fritz nahm seinen Freund beiseit
Und sprach: Das machen wir zu zweit;
Da drüben wohnt der alte Schramm,
Der hat den schönsten Birnenstamm;
Du steigst hinauf und schüttelst sacht,
Ich lese auf und gebe acht.
Gesagt, getan. Sie sind am Ziel.
Schon als die erste Birne fiel,
Macht Fritz damit sich aus dem Staube,
Denn eben schlich aus dunkler Laube,
In fester Faust ein spanisch Rohr,
Der aufmerksame Schramm hervor.
Auch Ferdinand sah ihn beizeiten
Und tät am Stamm heruntergleiten
In Ängstlichkeit und großer Hast,
Doch eh er unten Fuß gefasst,
Begrüsst ihn Schramm bereits mit Streichen,
Als wollt er einen Stein erweichen.
Der Ferdinand, voll Schmerz und Hitze,
Entfloh und suchte seinen Fritze.
Wie angewurzelt blieb er stehn.
Ach hätt er es doch nie gesehn:
Die Käthe hat den Fritz geküsst,
Worauf sie eine Birne isst.
Seit dies geschah, ist Ferdinand
Mit Fritz nicht mehr so gut bekannt.
(Wilhelm Busch 1832-1908, deutscher Dichter)
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