Schon naht der Herbst
Schönes Herbstgedicht von Rumi sowie weitere stimmungsvolle Herbstlyrik des bekannten persischen
Dichters.
Schon naht der Herbst
Schon naht der Herbst, o Gärtner! Auf den Wangen
Der Blätter zeigt sich seine fahle Spur;
O Gärtner, horch der Bäume lautem Bangen,
Und horch der stummen Klage auf der Flur!
Die Lippe schweigt, das Aug' vom Nass umfangen
Beweint die Safranfarbe der Natur;
Des Grames Rabe hat den Hain betreten,
Und frägt nun spöttisch, wo sich Rosen betten?
Wo sind Jasmin und Lilje hingekommen?
Wo ist die Wiese hold in Grün gehüllt?
Habt ihr von Früchten-Ammen nichts vernommen,
Und vom Behälter, stets mit Milch gefüllt?
Mein Sprosser, meine Taube sind entschwommen!
Wo ist des Psittich's, wo des Pfauen Bild?
Weil Adam von dem Unglückskorn genossen,
Ist ihre Krone, ist ihr Schmuck zerflossen.
Wie Adam einst, klagt jetzt der Rosengarten,
Wenn Gott auch sprach: "Verzweifeln sollt ihr nicht."
In Trauer steh'n die Bäume, die geschaarten,
Und stöhnen, fruchtleer, ob dem Strafgericht.
Vom Storche muss ich noch auf Antwort warten,
Ob ihn das Grab umfängt, ob Himmelslicht?
Bald rauscht der Bach, o Rabe, durch die Wiese,
Und schafft die Welt zum neuen Paradiese.
O Schwätzer! lass drei Monde nur entschwinden,
Dann schaut dein blindes Aug' der Erde Pracht;
Und Esrafil wird uns das Licht entzünden,
Und wir erwachen aus des Todes Nacht.
Wie lang noch wirst du Zweifel uns verkünden,
Und blut'gen Auges schau'n des Himmels Macht?
Bald stirbt des Herbstes Wurm und seine Plagen,
Und wonnig wird des Glückes Morgen tagen.
O holder Morgen, mach' das Dunkel weichen,
Und lass' der Wärme Zauber sich erneu'n!
O Sonne, trete in des Widders Zeichen,
Entflieh' dem Mars und wolle Ambra streu'n!
Lass' Rosen lächeln und belebe Leichen,
Lass' Alles sich der höchsten Klarheit freu'n!
Gleich Körnern drangen wir aus uns'rer Hülle,
Und Gaben bringt der Garten nun in Fülle.
Vom Schönheitsglanze ist die Au umflirret;
Der Zeitenkreis rühmt seine Vaterschaft;
Der Storch, der auf des Köschkes Zinnen schwirret,
Ruft: "Dein, o Herr, ist Macht und Reich und Kraft!"
Der Sprosser schlägt, die Turteltaube girret
Vom jungen Glück, das kräftig wirkt und schafft;
D'rum schweig' und horche auf der Vögel Lieder;
Sie schweben ja vom Geisterlande nieder.
(Dschalal ad-Din Muhammad Rumi 1207-1273, persischer Dichter)
In der Übersetzung von Vinzenz von Rosenzweig 1838.
Bald bin ich licht, bald bin ich trüb
Bald bin ich licht, bald bin ich trüb,
bald hart, bald weich, dann bös, dann gut.
Bin Sonn und Vogel, Staub und Wind,
so Mond als Kerze, so Strom wie Glut,
bin arger Geist, bin Engelkind -
Alles, alles ist gut.
(Rumi 1207-1273, persischer Dichter)
Gleich Rosen gehst du nach dem Rosengange
Gleich Rosen gehst du nach dem Rosengange;
Ich bin bei dir, gehst du gleich ohne mich.
Die Lilje preist mit hundert Zungen dich:
Schön gehst zu Liljen du, o Rosenwange!
Dem Trunk'nen reichst Rubine du zum Trunke,
Du gehst und reichst den klarsten Wein ihm dar.
Gleich Sternen folget dir der Schönen Schaar:
Gehst du, ein Mond, in anmuthsvollem Prunke.
Willst du dass Jemand möge Feuer fangen,
Gehst du und machst dein Herz zu Stein und Stahl.
Ich, Stäubchen, tanz' in deinem Sonnenstrahl,
Gehst du an's Fenster, um dort hold zu prangen.
Dass Tebris' Sonne hell in's Auge blinke,
Gehst du, o Herz, zerstäubt zu Augenschminke.
(Rumi 1207-1273, persischer Dichter)
In der Übersetzung von Vinzenz von Rosenzweig 1838.
Heute ist der Tag der Freude
Heute ist der Tag der Freude,
Heuer ist das Jahr der Rose;
Wohl ergeht's uns; d'rum ergeh' es
Wohl auch immerdar der Rose!
Sieh, des Freundes Rosenwange
Lieh der Rose ihre Hilfe:
Unser Auge wird nun nimmer
Schauen die Gefahr der Rose.
Trunken sind Narcissenaugen,
Und es lacht der Mund des Gartens,
Denn es zeigt die Pracht und Anmuth
Sich nun offenbar der Rose.
Liljen öffnen ihre Zungen,
Und vertrau'n Cipressen-Ohren
Jener Nachtigall Geheimniss,
Die die Freundin war der Rose.
Uns zu Liebe hat die Rose
Ihre Kleider nun zerrissen:
Gleiches thun wir bei der Hoffnung
Die die Lust gebar der Rose.
Jener Welt entspross die Rose;
Diese Welt erfasst sie nimmer;
In der Welt der Traumgebilde
Stellt kein Traum sich dar der Rose.
Eine Bothin ist die Rose,
Von der Seelenflur gesendet,
Und man wird den Brief der Schönheit
In dem Bild gewahr der Rose.
Lasst der Rose Saum uns haschen,
Lasst uns mit der Rose ziehen,
Tanzend mit dem Stamm und Zweige,
Jenem Stützenpaar der Rose:
Stamm und Zweig der Rose tränket
Mustafa's erhab'ne Gnade,
Der zum Vollmond schafft den Neumond
In dem Bilde klar der Rose.*
Leben gebt ihr ihm, und schenket
Immerdar ihm neue Schwingen,
Mögt ihr noch so oft die Schwingen
Rauben jenem Aar der Rose.
Gleich dem Doppelpaar der Vögel,
Die einst Gottes Freund belebte,**
Keimet, auf den Ruf des Lenzes,
Neu empor das Haar der Rose.
Theurer Lehrer! Schweig' und schliesse
Knospenähnlich deine Lippe:
Magst im Schatten heimlich lächeln,
Ruhend am Altar der Rose.
(Rumi 1207-1273, persischer Dichter)
In der Übersetzung von Vinzenz von Rosenzweig 1838.
Quelle:
deutsche-liebeslyrik.de
Achte gut auf diesen Tag
Achte gut auf diesen Tag,
denn er ist das Leben –
das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf liegt alle seine
Wirklichkeit und Wahrheit des Daseins,
die Wonne des Wachsens,
die Größe der Tat,
die Herrlichkeit der Kraft.
Denn das Gestern ist nichts als ein Traum
und das Morgen nur eine Vision.
Das Heute jedoch, recht gelebt,
macht jedes Gestern
zu einem Traum voller Glück
und jedes Morgen
zu einer Vision voller Hoffnung.
Darum achte gut auf diesen Tag.
(Dschalal ad-Din Muhammad Rumi 1207-1273, persischer Dichter)
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