Gottfried Keller Gedichte

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Wer unter Heimatliebe nur die Zuhausehockerei versteht, wird der Heimat nie froh werden, und sie wird ihm leicht nur zu einem Sauerkrautfass.
(Gottfried Keller)

Gottfried Keller Gedichte
Schöne bekannte und unbekanntere Gedichte und Zitate des berühmten Schweizer Dichters und Politikers.

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Abendlied an die Natur
Hüll mich in deine grünen Decken
Und lulle mich mit Liedern ein!
Bei guter Zeit magst du mich wecken
Mit eines jungen Tages Schein!
Ich hab mich müd in dir ergangen,
Mein Aug ist matt von deiner Pracht;
Nun ist mein einziges Verlangen,
Im Traum zu ruhn durch deine Nacht.
Der Kindesaugen freudig Leuchten
Schon fingest du mit Blumen auf,
Und wollte junger Gram sie feuchten,
Du legtest weiche Lindrung drauf.
Ob wildes Hassen, masslos Lieben
Mich seither auch gefangen nahm,
Bin ich doch immer Kind geblieben,
Wenn ich zu dir ins Freie kam!
Geliebte, die mit ew’ger Treue
Und ew’ger Jugend mich erquickt,
Du einz’ge Lust, die ohne Reue
Und ohne Nachweh mich entzückt!
Sollt ich dir jemals untreu werden,
Dich kalt vergessen, ohne Dank:
Dann ist mein Fall wohl nah auf Erden,
Mein Herz verdorben oder krank!
O steh mir immerdar im Rücken,
Bin ich im Feld mit meiner Zeit!
Mit deinen hellen Mutterblicken
Ruh auf mir, auch im wärmsten Streit!
Und sollte mich mein Stündlein finden,
Schnell decke mich mit Rasen zu!
O selig Sterben und Verschwinden
In deines Urgrunds tiefste Ruh!
(Gottfried Keller, 1819-1890, Schweizer Dichter und Romanautor)
S P R U C H
Nicht im Feld und auf den Bäumen, in den Herzen muß es keimen, wenn es besser werden soll.
(Gottfried Keller)

Liebchen am Morgen
Die Sonne fährt durchs Morgentor
Goldfunkelnd über den Bergen,
Und wie zwei Veilchen im frühen Mai,
Zwei blaue Augen klar und frei,
Die lachen auf ihren Wegen
Geöffnet ihr entgegen.

Glück auf, mein Liebchen ist erwacht
Mit purpurroten Wangen!
Ihr Fenster glitzert im Morgenstrahl,
Und alle Blumen im Garten und Tal
Erwarten sie mit Sehnen,
Die Äuglein voller Tränen.

Es ist nichts Schöneres in der Welt
Als diese grüne Erde,
Wenn man darauf ein Schätzlein hat,
Das still und innig, früh und spat,
Für einen lebt und blühet,
Ein heimlich Feurlein, glühet.

Halloh, du später Jägersmann,
Was reibst du deine Augen?
Ich hab die ganze Nacht geschwärmt
Und mich am Mondenschein gewärmt,
Und steige frisch und munter
Vom hohen Berg herunter.

Mein Mädchen durch den Garten geht
Und singt halblaute Weisen;
Mich dünkt, ich kenne der Lieder Ton.
Was gilt’s, ich habe sie alle schon
Heut nacht dort oben gesungen?
Sie sind herüber geklungen.
(Gottfried Keller, 1819-1890)
S P R U C H
Es blitzt ein Tropfen Morgentau im Strahl des Sonnenlichts; ein Tag kann eine Perle sein und ein Jahrhundert nichts.
(Gottfried Keller)

Hoffnung
Hoffnung hintergehet zwar,
Aber nur was wankelmüthig;
Hoffnung zeigt sich immerdar
Treugesinnten Herzen gütig!
Hoffnung senket ihren Grund
In das Herz, nicht in den Mund.
(Gottfried Keller, 1819-1890)

Am fliessenden Wasser
Ein Fischlein steht am kühlen Grund,
Durchsichtig fließen die Wogen,
Und senkrecht ob ihm hat sein Rund
Ein schwebender Falk gezogen.

Der ist so lerchenklein zu sehn
Zuhöchst im Himmelsdome;
Er sieht das Fischlein ruhig stehn,
Glänzend im tiefen Strome!

Und dieses auch hinwieder sieht
Ins Blaue durch seine Welle.
Ich glaube gar, das Sehnen zieht
Eins an des andern Stelle!
(Gottfried Keller, 1819-1890)
S P R U C H
Manchmal habe ich so das Gefühl, ein Pulle Wein sei mehr wert als die ganze Dichterei.
(Gottfried Keller)

An meine Dame
Die in den Sternen strahlt, auf Meeren ruht,
Im Schmetterling von Blum’ zu Blume schwebt
Und heiss aufatmet in des Ätna Glut –

Die wagend mit dem Aar zur Sonne strebt,
Die feurig in des Jünglings Adern wallt
Und sehnend in der Jungfrau Busen bebt –

Von meiner Heimat Bergen freudig schallt,
Wenn auch im Tal der böse Feind mag toben,
In Deutschlands Eichen leise widerhallt –

Die unablässig alle Völker loben
Und schmählich doch verraten jeden Tag,
Jedoch von Gott getreulich aufgehoben,

Bis dich einst jeglich Herz erfassen mag:
O schönste Dame! die ich nicht will nennen,
Doch der da zittert meines Blutes Schlag:

Ich will vor dir ein Myrtenreis verbrennen,
Ein abgedorrtes aus der Jugendzeit,
Dir meinen zarten Morgentraum bekennen.

Wem hätt’ ich besser auch dies Lied geweiht,
Als dir, du Gotteskind, das man mit Recht
Dem Lieblichsten, den Frauen, angereiht?

Nicht weiß ich wahrlich, ob der Frau’n Geschlecht
Dich zieret oder du ihm Zierde bist;
Doch immer bin ich euer beider Knecht,
Und euch vereint mein Lied gesungen ist.
(Gottfried Keller, 1819-1890)
Aus: Siebenundzwanzig Liebeslieder
S P R U C H
Wenn ich auch keine gelehrte Erziehung genossen habe, so ersetzt mir die Schule eines bewegten Lebens dasjenige, was sich nicht nachholen lässt.
(Gottfried Keller)

Auf die Motten
“Wo ist ein Volk, so frei von allen Plagen
Die andrer Völker traurig Erbteil sind,
Ein glücklicher nutznieß’risch Heldenkind,
Als unser Schweizervölklein zu erfragen?

“Und doch, wie fiebernd seine Pulse schlagen!
Für seiner Freiheit Ueberfülle blind,
Hascht übermütig es nach leerem Wind,
Wann enden seine undankbaren Klagen?”

So sprechen jene flink gelenken Motten,
Die so gemütlich in dem Rauchwerk nisten,
Dem warmen, köstlichen, und es zernagen.

“Nur eben Euch gilt es noch auszurotten
(So sprechen wir, die radikalen Christen),
Mit lindem Klopfen aus dem Pelz zu jagen!”
(Gottfried Keller, 1819-1890)
S P R U C H
Leidenschaftliche Beschränktheit ist freilich für manche notwendig, wenn sie auf dem Punkte beharren sollen, dem sie allein gewachsen sind, weil Anspruch und Bescheidung sich selten glücklich mischen.
(Gottfried Keller)

Abendlied
Augen, meine lieben Fensterlein,
Gebt mir schon so lange holden Schein,
Lasset freundlich Bild um Bild herein:
Einmal werdet ihr verdunkelt sein!

Fallen einst die müden Lider zu,
Löscht ihr aus, dann hat die Seele Ruh;
Tastend streift sie ab die Wanderschuh,
Legt sich auch in ihre finstre Truh.

Noch zwei Fünklein sieht sie glimmend stehn
Wie zwei Sternlein, innerlich zu sehn,
Bis sie schwanken und dann auch vergehn,
Wie von eines Falters Flügelwehn.

Doch noch wandl ich auf dem Abendfeld,
Nur dem sinkenden Gestirn gesellt;
Trinkt, o Augen, was die Wimper hält,
Von dem goldnen Überfluss der Welt!
(Gottfried Keller, 1918-1980)

Ich will spiegeln mich in jenen Tagen
Ich will spiegeln mich in jenen Tagen,
Die wie Lindenwipfelwehn entflohn,
Wo die Silbersaite, angeschlagen,
Klar, doch bebend, gab den ersten Ton,
Der mein Leben lang,
Erst heut noch, widerklang,
Ob die Saite längst zerrissen schon;

Wo ich ohne Tugend, ohne Sünde,
Blank wie Schnee, rein vor der Sonne lag;
Wo dem Kinderauge noch die Binde
Lind verbarg den blendend hellen Tag: –
Du entschwund’ne Welt,
Klingst über Wald und Feld
Hinter mir wie ferner Wachtelschlag.

Wie so fabelhaft ist hingegangen
Jene Zeit voll zarter Frühlingspracht,
Wo, von Mutterliebe noch umfangen,
Schon die Jugendliebe leis erwacht,
Wie, vom Sonnenschein
Durchspielt, ein Edelstein,
Den ein Glücklicher an’s Licht gebracht.

Und die weiße Rose in der Mitte,
Tat sich auf der ganze Blumenflor,
Blühte und erstarkte jede Sitte,
Und die Hoffnung stand am Lebenstor.
Alles wundert sich,
Ich aber freute mich,
Bis den Talisman ich selbst verlor.

Wenn ich scheidend einst muß überspringen
Jene Kluft, die keine Brücke trägt,
Wird mir nicht ein Lied entgegenklingen,
Das bekannt und ahnend mich erregt?
O die Welt ist weit!
Ob nicht die Jugendzeit
Irgendwo noch an das Herz mir schlägt?

Träumerei! Was sollten Jene hoffen,
Die nie sahn der Jugend Herrlichkeit,
Die ein unnatürlich Los getroffen,
Frucht zu bringen ohne Blütenzeit?
Ach, was man nicht kennt,
Darnach das Herz nicht brennt
Und bleibt kalt dafür in Ewigkeit.

In den Waldeskronen meines Lebens
Säusle fort, du kühles Morgenwehn!
Leuchte hell, o Sonne meines Strebens,
 Ich will treu in deinem Scheine gehn!
Rankend Immergrün
Soll meinen Stab umblühn,
Doch noch Ein Mal – will ich rückwärts sehn.
(Gottfried Keller, 1819-1890)
Aus: Siebenundzwanzig Liebeslieder, I.
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